Vorwort von Sebastian Kölsch, Vorsitzender des LandeselternbeiratesDas zweite Schulhalbjahr hat begonnen und
doch ist nichts in der Schullandschaft mehr,
wie es noch vor wenigen Tagen war:
Nach zähem Ringen ist die rein mengenmäßig
umfangreichste Schulgesetz-Änderung seit
den 80er-Jahren beschlossen worden. Die Beerdigung
des Werkrealschul-Abschlusses, den
es ohnehin nur in Baden-Württemberg gab, der
Startschuss für die dringend benötigte Sprachförderung
im Vor- und Grundschulalter, die
Wiedereinführung von G9, die neuen Optionen
für Schulverbünde im Sekundarbereich – das
alles ging fast ein wenig unter vor dem Getöse
rund um Kompass 4 in den vergangenen Wochen. Erstaunlich dabei war, dass sich die Öffentlichkeit
auf einen Test stürzte, der von vornherein
nur als Chance konzipiert worden
war. Wer der Entscheidungskompetenz der
Grundschul-Lehrkräfte nicht so recht trauen
mag, erhält mit Kompass 4 – so die Theorie –
einen objektiven Blick auf die Kenntnisse
seines Kindes. Sowohl die Aufgaben, als auch
ihre Bewertung sind landesweit identisch. Die
manchmal wabernde Befürchtung, da habe
es eine Lehrkraft persönlich auf ein Kind oder
seine Eltern abgesehen und würde es deshalb
für eine vermeintlich weniger gute Schulart
empfehlen, kann durch Kompass 4 objektiviert
werden. Dass das in diesem Schuljahr durch ein
Versemmeln dieser Kompetenzmessung nicht
möglich war, damit befasst sich unser Leitartikel. Nachdem nun wieder etwas mehr Ruhe einkehren
kann (hoffentlich!), könnten wir uns eigentlich
wieder den Dingen zuwenden, die uns
im vergangenen Jahr viel zu wenig beschäftigt
haben:
Der Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung
kommt nach wie vor in 18 Monaten und nach
wie vor ist dafür viel zu wenig geplant. Bei der
didacta in Stuttgart beschäftigten sich mit
diesem Thema zahlreiche Foren und ein vom
Städtetag organisierter Ganztagsbetreuungskongress.
Als Eltern, denen die ganztägie
Betreuung nicht Anspruch, sondern Versprechen
ist, hoffen wir, dass alle das Thema so
ernstnehmen, wie sie es sollten. Als Landeselternbeirat werden wir uns 2025
übrigens neben unserer Kernaufgabe vor allem
einem Ereignis widmen:
Der LEB wird 60!
Das wollen wir nicht nur feiern, sondern wir
wollen auch die Zeit nutzen, um ein wenig in
die Geschichte zu blicken: Womit beschäftigten
sich unsere Vorgängerinnen und Vorgänger?
Veränderte sich das Verhältnis zum Kultusministerium
und zur Politik? Welche Entwicklung
nahm Elternarbeit im schulischen Kontext?
Ab nächster Ausgabe geht es los – und unser
Archiv der „Schule im Blickpunkt“ wird uns
wertvolle Recherche-Quelle sein. Zum runden Geburtstag schenken wir übrigens
allen Eltern im Land ein neues Wahlverfahren.
Wir wünschen uns in einem Jahr eine höhere
Wahlbeteiligung, mehr Kandidierende und
insgesamt eine größere Aufmerksamkeit für
dieses Gremium:
Für unsere Kinder.
Vorwort von Sebastian Kölsch, Vorsitzender des Landeselternbeirates
Die Bildungsreform ist Realität.
Noch bevor
die Änderung des Schulgesetzes den Landtag
passiert hat und die entsprechenden Verwaltungsvorschriften
– also die „Gebrauchsanleitung“
dessen, was gilt – vorliegen, haben
ca. 97.000 Viertklass-Kinder die neue zentrale
Arbeit geschrieben: Kompass 4.
Viele Eltern erinnern sich an ihre eigene Schulzeit
und die damals üblichen Orientierungsarbeiten.
„No big deal“ also?
Teils, teils. Wachsweich wurde seit Mai die
künftige Grundschulempfehlung als „verbindlicher“
verklausuliert. Und das Wort Grundschulempfehlung
wurde in der Umsetzung gleich
ganz ausgemerzt und mit dem chicken Begriff
„NAVi 4 BW“ versehen.
De facto ist die Empfehlung auch keine mehr,
sondern in letzter Konsequenz bei nicht bestandenem
„Potenzialtest“ eine verbindliche
Schulartzuweisung, zumindest das Ticket aufs
Gymnasium betreffend. Dass damit das hehre
Versprechen des kooperativen Miteinanders in
Bildungs- und Erziehungsfragen unserer Kinder
ausgehebelt wurde, scheint den Koalitions-
Fraktionen herzlich egal gewesen zu sein.
Es hat nicht lange gedauert, da kam die nächste
Forderung nach einem „Rad zurückdrehen“
um die Ecke: Ein Volksantrag fordert nun
auch die verbindliche Empfehlung für Realschulen.
Als ob 1988 angerufen hätte und seine
vermeintlich heile Welt zurückhaben wollte.
Unser Mantra, dass Information und Aufklärung
immer einer regulierten Bevormundung
vorzuziehen sind; die Binsenweisheit, dass die
Bevölkerung Baden-Württembergs nicht mehr
so aussieht wie Ende des letzten Jahrtausends;
der Hinweis, dass nicht die Elternentscheidung,
sondern die Attraktivität des Schulsystems die wichtigste Stellschraube für eine gesündere
Schülerverteilung auf die Schularten darstellt – all das verhallt nahezu ungehört im lauten
Politikbetrieb des Bildungs-Aktionismus‘.
Dabei könnte es so einfach sein:
Alle Beteiligten müssen weg von der nominellen
Betrachtung, welche Schulart angeblich
gut oder vermeintlich weniger gut ist.
Wir müssen deutlich machen, dass die beste
Schule für unsere Kinder jene ist, an der sie
zum jeweils aktuellen Zeitpunkt die beste
Förderung erhalten und motivierende Erfolgserlebnisse
erfahren.
Die Kultusverwaltung sollte mit Baden-Württembergs
größtem Schulpfund wuchern: der
Durchlässigkeit und den zahlreichen Chancen,
auch Spätstartern jeden Bildungsweg zu eröffnen,
ohne sie jahrelang zu überfordern und
dadurch zu entmutigen.
Sind wir auf dem richtigen Weg? Wer weiß das
schon. Nachprüfbar wird es erst in vielen Jahren
sein, wenn die Pisas, IQBs und Veras dieser
Welt irgendwann Neuntklasskinder testen, die
in den „Genuss“ der Auswirkungen dieser Bildungsreform
gekommen sind. Bis dahin bleibt
allen Akteuren nur eine Option:Machen wir das Beste draus.
Forderungen zu erheben, Verbesserungen anzumahnen
oder den Finger in die ein oder andere
Wunde zu legen, sollte jedenfalls zu jedem
Zeitpunkt nur einem Motto folgen:
Für unsere Kinder.
Vorwort von Sebastian Kölsch, Vorsitzender des Landeselternbeirates
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.
Beim Verfassen dieser bekannten Zeile hat Hermann Hesse
sicherlich nicht an den Beginn eines chuljahrs gedacht. Und doch ist nicht nur
für unsere Kinder, sondern auch für Eltern, Lehrkräfte und alle an und mit
Schule Beschäftigten der Schuljahreswechsel mitunter eine große Zäsur. Wohnt
ihr aber auch ein Zauber inne?
Bei den traditionellen Pressekonferenzen zum
Schuljahresbeginn war in Stuttgart die Meinung zweigeteilt. Die Berufsverbände
der Lehrkräfte und der Landesschülerbeirat betonten eher die Aspekte eines
gewissen „faulen Zaubers“; das Kultusministerium beschrieb in leuchtenden
Farben, was alles auf den Weg gebracht wurde und in den kommenden elf Monaten
bis Ende des Schuljahrs 24/25 seine Wirkung entfalten werde. Nicht gerade
zauberhaft, aber doch weitreichend und tiefgehend positiv.
Allein, es fehlt ein wenig der Glaube.
Die Bildungsreform, deren grobe Linien seit Mai feststehen
und die nun Hals über Kopf in eine Schulgesetz-Änderung gegossen wurden, ist
mit derart heißer Nadel gestrickt, dass eine eingehende Prüfung schwerlich
innerhalb der Fristen möglich war. Immerhin benötigt diese Gesetzesänderung ein
parlamentarisches Verfahren, bevor die in Folge nötigen Details in
Verwaltungsvorschriften gegossen werden können. Diese sind wiederum nötig,
damit Schulverwaltung und Schulen den Wandel auch umsetzen können. Wenn also
zum Schuljahresstart im September 2025 G9 wieder Realität werden soll, muss
davor viel geschehen. Und zumindest hierbei wäre es nicht verkehrt, wenn es die
ein oder andere Zauberkraft gäbe.
Abseits der großen Reform hat uns aber nach wie vor die
bittere Realität fest im Griff:
Trotz einer leichten Tendenz in Richtung Besserung scheint
an der Basis der Lehrkräftemangel noch genauso groß wie zuvor. In Zeiten leerer
Kassen und ungewisser Steuereinnahmen sind auch umfassend notwendige Investitionen in Schulbauten
und deren Ausstattung oftmals eher Wunschdenken
als Realität. Und der eigentlich notwendige „Doppel-Wumms“ bei dem ein oder
anderen Bildungs-Finanzpaket scheitert an politischem Hickhack zwischen Bund
und Ländern.
Insofern wäre für alle Akteure rund um Schule im Land doch
ein Zauber notwendig. Und zwar – ganz wie Hesse schreibt – einer, der uns
beschützt und der uns hilft zu leben.
Denn lebensfähige Schulen und eine nachhaltig finanzierte,
gute Bildung sind nötig für die Zukunft. Für unsere Kinder und damit auch für unser
Land als Ganzes. Denn das ist ja das eigentlich Erstaunliche:
Obgleich es ein Allgemeinplatz ist, dass Bildungsinvestitionen Zukunftsinvestitionen
sind und letztere ohne erstere nicht gerade rosig aussehen wird, ist scheinbar
bei denen, die die Finanzschatulle verwalten
und deren Aufteilung bestimmen, diese Kenntnis noch nicht so ganz
durchgesickert.
Wir setzen uns dafür ein, dass dieses Bewusstsein vielleicht
doch noch in Taten umgesetzt wird. Auch in diesem Schuljahr.
Für unsere Kinder.
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